PFARRKIRCHE St. ELISABETH
IN BLAIBACH
Innenrenovierung mit Altarraumgestaltung
Ausführung 2019 - 2020
Projektbeteiligte
Katholische Kirchenstiftung St. Elisabeth in Blaibach
Architektur | Schnabel + Partner Architekten, Bad Kötzting
Bischöfliche Kommission für kirchliche Kunst
des Bistums Regensburg
Dompropst Dr. Franz Frühmorgen, Dr. Maria Baumann, Helmut Langhammer, Baudirektor Paul Höschl
Bischöfliches Baureferat | Diözesanarchitekt Marc Hiller
Fotos: www.altrofoto.de
Christliche Gemeinschaft ist eine der größten Gaben, die Gott uns gibt.
Dietrich Bonhoeffer,
Illegale Theologenausbildung:
Sammelvikariate 1937-1940, DBW Band 15, Seite 479
Simon Petrus zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.
Joh. 21
153 Stäbe aus Messing tragen den schweren Altarstein. Kein einzelner Stab wäre zu einer solchen Leistung imstande. Nur die Gemeinschaft Aller ist dazu fähig. Sie geben sich gegenseitig Halt, Stabilität und Unterstützung.
Die Mensa aus hellem Kelheimer Kalkstein, sichtlich groß und schwer dimensioniert, steht auf 153 filigranen Stäben aus Messing. Damit nimmt die Arbeit Bezug auf die biblische Zahl „153“ aus der Erzählung des reichen Fischfangs in Joh 21,11. In der Überlieferung der Kirche
steht die Zahl 153 dort für die damals bekannten Fischarten und wird darum gern gedeutet als die Fülle der Völker, die in das Reich Gottes, symbolisiert im Netz und im Boot Jesu, gerufen sind. Wenn die neue Mensa auf 153 Stäben ruht, dann ist das über die Deutung des Autors der Arbeit hinaus, dass alle Versammelten den Altar und damit die eucharistische Feier tragen, noch mehr ein Hinweis auf die Einzigartigkeit des Opfers Christi, das auf dem neuen Altar gefeiert wird und die vielen Opfer der Vorzeit überragt und zur Vollendung bringt, - wie es im Gabengebet zum 16. Sonntag im Jahreskreis zum Ausdruck gebracht wird: „Herr, du hast die vielen Opfer, die dir je von Menschen dargebracht
werden, in dem einen Opfer des neuen Bundes vollendet…“
Liturgische Ausstattung
Weit spannt sich das gediegene Langhausgewölbe, in das sich der Chorraum durch die schräg gestellten Chorbogenpilaster trapezartig öffnet. Die beiden schräg-gestellten Seitenaltar- Apsiden werden durch diese großzügige Geste in die Staffelung zum Hochaltar
hin einbezogen. `Öffnen´, `Hinwenden´ und `Entgegenkommen´ sind beschreibende Aspekte dieses
Raumflusses. An dieser Stelle knüpft die neue liturgische Ausstattung an. Ausgangspunkt für die Neugestaltung der liturgischen Ausstattung ist der Altar. Sein trapez-förmiger Grundriss nimmt die Geste des Aufweitens auf und tritt so als liturgischer Kristalisationspunkt in Dialog mit dem Überkommenen. Entgegenkommend wendet er sich den Gläubigen zu. Seine Grundform unterstreicht die Perspektivwirkung des Kirchenraumes zum Hochaltar hin. Getragen von den 153 Metallstreben spiegelt das schwebende Volumen die spielerische Leichtigkeit der spätbarocken Ausstattung wieder. Sein raumbildender Standort, das getragene Volumen und die Materialwahl fügen sich wie selbstverständlich in die Wirkung des ‚Theatrum Sacrum‘ ein. Gewählt wurde ein Kehlheimer Kalkstein, der sich in den durch Ocker- und Grüntöne (bömische Erde) geprägten Farbkanon der Ausstattung als zugehörig einfügt. Zusammen mit Jurakalk und Solnhofener Kalkstein des Bodenbelags ergibt sich ein harmonischer Dreiklang. Fein geschliffenes Messing verknüpft in seiner Farbigkeit die neue Ausstattung mit der vorhanden blattgoldgefassten Raumgestaltung.
In gleicher Formensprache zeigt sich der Ambo, gekrönt mit einem auf einer Schattenfuge ruhenden Messingaufsatz. Der Taufstein erhebt sich aus einer quadratischen Grundfläche des Rosenspitzes. Seine nach oben hin gedrehte und zu einem Oktogon erweiterte Grundform nimmt die Richtung des Seitenaltars auf, dem er zugeordnet ist. Eine flache Messingschale bildet den Abschluss.
Chorgestühl
Leicht, licht, luftig und fließend sind die dem Raumeindruck zugehörigen Attribute. Bei eingehender
Auseinandersetzung mit den diese Grundstimmung prägenden Elementen erschien das erst in der 70er Jahren eingebrachte Chorgestühl mehr und mehr als störend. Die dunkle Farbfassung,
die Zusammensetzung aus neuzeitlichen Docken, Elementen ausgebauter Beichtstühle
und frei interpretierten Schnitzereien (siehe Anlage) strahlen in der gewählten formellen Umsetzung
und handwerklichen Ausführung Unruhe aus.
Vorgeschlagen wird deshalb, das Chorgestühl rückzubauen und die neue Ausstattung um
einfache Chorbänke mit Rückenlehne zu ergänzen. Der Chorraum erhält dadurch die ihm ursprünglich
zugedachte Großzügigkeit